Oktober 2011 /2
Es ist absurd: während es in einigen Bereichen der Wirtschaft viel mehr Bewerber als Arbeitsplätze gibt, sieht es zum Beispiel bei den Ingenieurwissenschaften gänzlich anders aus. Hier kämpfen sie Konzerne sozusagen um jeden Bewerber, es fehlt schlicht und einfach an einer ausreichenden Anzahl von Nachwuchskräften.
Um die Arbeitsbedingungen für Bewerber attraktiver zu machen und sich somit von der Konkurrenz abzuheben, werden immer neue Anreize geschaffen, im betreffenden Unternehmen eine Stelle anzutreten. Einer dieser Anreize ist die betriebliche Krankenversicherung.
Doch worum handelt es sich dabei?
Die betriebliche Krankenversicherung ist als eine Zusatzpolice zur gesetzlichen Krankenversicherung zu verstehen, die deren Leistungsumfang erweitert und gleichzeitig dafür sorgt, dass der Versicherte den Status eines Privatpatienten erlangt. Damit sind umfangreiche Zusatzleistungen verbunden, zum Beispiel die bevorzugte Behandlung beim Arzt oder im Krankenhaus.
Interessant ist indes: früher betrachteten viele Arbeitnehmer solche Leistungen als überflüssig und wählten daher lieber einen Dienstwagen als zusätzliche Gratifikation zu ihrer Arbeitsstelle. In den letzten Jahren hat sich das Bild jedoch gründlich gewandelt. Angesichts des teilweise desolaten Zustands des deutschen Gesundheitssystems werden medizinische Sonderleistungen immer höher bewertet. Wer derart privilegiert ist, weiß das in der Regel sehr zu schätzen.
Allerdings setzt sich die Erkenntnis, dass eine kostenlose betriebliche Krankenversicherung als Zusatz-Bonbon zum Jobangebot enorm hilfreich ist, um offene Stellen schnell zu besetzen, nur recht langsam durch – zumindest bei den kleineren Unternehmen des Mittelstands. Bei den DAX-Großkonzernen sind solche Angebote mittlerweile fast schon Standard, nach unten hin werden sie sich jedoch erst in einigen Jahren endgültig durchgesetzt haben. Wie man sieht, nimmt das Zwei-Klassen-System im deutschen Medizinapparat unaufhörlich seinen Lauf. Bleibt zu hoffen, dass auch an der Basis künftig die medizinische Versorgung noch ausreichend sein wird.
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